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persönlicher Kommentar

Vorgesehene Ansprache von Hans Otto Vogl für den Klimastreik

Heidenheim, 25. 3. 2022

Unter dem Motto People Not Profit hat Fridays For Future Heidenheim zu dieser Demo aufgerufen. „Mensch vor Profit“ ist auch schon lange das Motto einer ökologischen Partei, das am Anfang, herausgehoben, ihr Bundespolitisches Programm einleitet.

So zutreffend dieses Motto ist, denn es kritisiert die exzessive Gewinnorientierung der kapitalistischen Gesellschaften, so sehr müssen wir aber auch eingedenk sein, dass wir nur ein kleiner Teil der Natur sind, und dass die Flora und Fauna ebenso wichtig sind, die Natur in ihrer Gesamtheit noch wichtiger.

Der Anthropozentrismus, also die Gewohnheit, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, vor allem seine vermeintlichen Interessen zu sehen, ohne das nötige Funktionieren und Wohlergehen von Flora und Fauna zu bedenken, hat uns wesentlich die heutigen Probleme eingebrockt, wegen derer wir uns heute, in höchstem Maße besorgt, zusammengefunden haben.

Ein weiser, weitsichtiger US-amerikanischer Indianerhäuptling sagte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: „Erst wenn der letzte Büffel geschossen ist, der letzte Fisch gefangen ist, der letzte Baum gerodet ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Heute würde er vielleicht sagen: Erst wenn ihr nach jahrzehntelangem Schnarchen oder Opportunismus einmal geruht, die verheerenden Stürme, die verheerenden Überschwemmungen, die verheerenden Dürren, die verheerenden Brände, die Zerstörung, Vergiftung und Vermüllung der Natur nicht mehr zu ignorieren, werdet ihr euch daran machen, nennenswert etwas an eurem Verhalten zu ändern. Und dann kann es zu spät sein.


Viele Menschen sehen sich heute nicht mehr als Teil der Natur, sondern sehen die Natur als etwas ganz anderes, Separates, das nach Belieben ausgebeutet und zerstört werden kann. Wir sind nur eine Spezies von etwa 9 Millionen, und wir haben nicht das Recht, Millionen anderer Spezies auszurotten. Wir haben als intelligenteste Spezies die Pflicht, verantwortungsbewusst die nötigen Lebensbedingungen der anderen Arten zu bewahren.

Diejenigen von uns, die eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes heraufziehen sehen, müssen zurzeit miterleben, wie zwei andere Krisen sich im Bewusstsein der Bevölkerung und der Medien in den Vordergrund gespielt haben: Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg. Unsere Aufgabe ist es nun, bei aller berechtigten Sorge diesbezüglich, das Wesentlichste trotzdem nicht aus dem Auge zu verlieren:


Zitat: „Die Sicherung der Lebensgrundlagen – die Bewahrung von Natur und Umwelt, sparsamer Umgang mit den Bodenschätzen – war und ist die selbstverständliche Hauptaufgabe zu jeder Zeit. Durch weitgehende Missachtung dieses Auftrags (gravierendste Amtseidverletzung fast weltweit) sind die Lebensgrundlagen heute in größter Gefahr. Also: Höchste Zeit zu handeln !“ So nachzulesen im Wahlprospekt einer Partei im Mai 2019, nachdem bereits 1989 von ihr gewarnt wurde vor der „globalen ökologischen Krise … mit grenzüberschreitenden Katastrophen.“


Der Club of Rome hat 1972 rechtzeitig gewarnt (Titel der Schrift: „Die Grenzen des Wachstums“), US-Präsidentschaftskandidat Al Gore hat rechtzeitig gewarnt (mit seinem Film „Eine unbequeme Wahrheit“), der Weltklimarat IPCC hat nochmals in letzter Minute gewarnt (2019 sinngemäß: „die letzte Chance, mit drastischen Maßnahmen die Rettung noch hinzubekommen, wird 2020 sein“).

Den Unterschied zwischen der Vorgehensweise früher und der Vorgehensweise ab etwa 1990 kann man schön mit dem Bild des brennenden Hauses deutlich machen: Ein Haus brennt.
Vorgehensweise früher:

    Sofortiges Löschen
    Erkunden der Ursache und zügiges Abstellen der Ursache

Vorgehensweise heute und später:

    Jahrzehntelange Untätigkeit
    Besorgte Miene, dann mahnender Zeigefinger:


„Wir werden künftig noch mehr und heftigere Brände haben! Wir müssen Baumaterialien entwickeln, die höhere Temperaturen aushalten!“ - Abstellen der Ursachen? Fehlanzeige!
Stattdessen: Milderung der Symptome (oder nicht einmal das).

Es nützt nichts, wenn man immer wieder nur klagt und hehre Ziele verkündet, und die Ziele dann immer mehr verschärft. Man muss schnellstmöglich an allen wesentlichen Stellschrauben drehen:

    Werbung für freiwilligen teilweisen Geburtenverzicht (in den westlichen Industriestaaten kein Problem mehr, da die Geburtenquote pro Ehepaar sowieso schon nur etwa 1,5 ist)
    International weitgehend einheitliche Rahmenbedingungen für Firmen (Steuern und Umweltauflagen für Firmenniederlassungen),  um ein Ausweichen in ein Land mit lächerlich geringen Steuern und weitgehend fehlenden Umweltauflagen zu verhindern
    Änderung des Finanz-/Wirtschaftssystems (Kapitalertragsbeschränkung und Gewinnspannenbeschränkung, um die uferlose wahnwitzige Geldvermehrung zu beenden; dadurch Beendigung des Raubtierkapitalismus mit seinem desaströsen Wachstumszwang und der Möglichkeit, selbst teuerste natur- und umweltschädliche Maßnahmen durchzuführen (z.B. mitten im Urwald nach Öl zu bohren und dafür eine 500 km lange Pipeline von der Bohrstelle quer durch den Dschungel zur Pazifikküste zu bauen, mit dann eingetretenen verheerenden Folgen auf großer Strecke durch ein Leck)
    Beschränkung von Transport und Verkehr (z.B. unnötige Flüge; Transport von  Grundlebensmitteln über 10 000 km)
    Veränderung im Firmenverhalten (von der Produktpalette bis zur Werbung) und im Individualverhalten (nicht nur Konsumverhalten)

Was erfreulicherweise angepackt wurde:

    Beendigung der Verbrennung fossiler Brennstoffe und
    Änderungen bei der Art genutzter Energie (Stichwort: Erneuerbare Energien)

Die Verwendung von synthetischen Kraftstoffen ist jedoch nicht unproblematisch:

    Dreimaliger hoher Energiebedarf bei der Herstellung und
    Die Hälfte allen ausgestoßenen Kohlendioxids wird nicht von der Natur absorbiert, sondern bleibt in der Atmosphäre (dadurch erhöht sich die Konzentration an Kohlendioxid in der Atmosphäre immer mehr)


Zwei Dinge werden noch riesige Probleme machen (und wir tun gut daran, die Probleme rechtzeitig im Auge zu haben, statt sie zu ignorieren oder zu leugnen):

    Der immer weiter steigende Energiebedarf
        wegen des Wachsens der Weltbevölkerung,
        wegen der Steigerung des "Lebensstandards" in den Schwellenländern und ärmeren Ländern,
        wegen der Produktion von Wasserstoff in gigantischen Mengen,
        wegen immer neuer stromverbrauchender Geräte,
        wegen immer mehr Klimaanlagen, die in den wärmeren Ländern wie Indien oder Brasilien von immer höheren Temperaturen herunterkühlen müssen
    Die steigende Finanzbelastung der Staatshaushalte
        wegen teurer Reparaturen von Infrastruktur (teils wegen Abnutzung wie im Falle von Autobahnbrücken, teils wegen immenser Schäden durch immer häufigere und heftigere Naturkatastrophen)
        wegen höherer Ausgaben für das Militär,
        wegen Ausgaben für große Zahlen von Kriegsflüchtlingen und heimatlosen Klimaflüchtlingen,
        wegen Hilfszahlungen für den ärmeren Teil der Bevölkerung (notwendig geworden durch vielfach höhere Ausgaben: für Miete, Heizung, Kfz-Kraftstoffe, Krankenversicherung und Lebensmittel)


Was ist zu tun?

Die Regierungen, Verwaltungen, Parteien, Verbände und Organisationen, die sich intensiv um die Lösung des drängendsten Problems unserer Zeit bemühen, nach Kräften und anhaltend unterstützen:   

    Durch Mitarbeit in einer solchen Organisation,
    durch eigenes umweltfreundliches Verhalten,
    durch engagierte Argumentation im Verwandten- und Bekanntenkreis,
    durch Leserbriefe und Briefe an Abgeordnete,
    durch das Wahlverhalten.


Lassen Sie mich schließen mit zwei Appellen, die schon in den 1960er Jahren ausgesprochen wurden, wenn auch in anderem Zusammenhang:

    NOW IS THE TIME! (Martin Luther King, US-amerikanischer Pastor und Bürgerrechtler, in seiner berühmten „I have a dream“-Rede)
    IT’S NOW OR NEVER (Rock-Altmeister Elvis Presley, Titel eines seiner Hits)


Es ist nicht mehr fünf Minuten vor 12, sondern weit nach 12!

Wenn wir jetzt nicht energisch und effektiv handeln, ist die letzte kleine Chance, die wir noch haben, vertan! Dann ist die Zukunft unserer Kinder und Enkel ruiniert; dann ist die Natur zerstört (unser aller Lebensgrundlage).

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Autor/in:
Hans Otto Vogl
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